3789
OSG-TEP
OSG-TEP
Für die schnellen Leser – Auf einen Blick
Beim dem Begriff OSG-TEP handelt es sich um eine Abkürzung für Total-Endo-Prothese des Oberen Sprunggelenks. Unter einer Endoprothese wird ein Kunstgelenk (Prothese) im inneren des Körpers (Endo) verstanden. Künstliche Gelenke werden heutzutage vor allem bei fortgeschrittenem Verschleiß von Hüft- und Kniegelenk eingesetzt. Aber auch das obere Sprunggelenk kann durch eine „Kunstgelenk“ erfolgreich ersetzt werden.
Während in Deutschland jedes Jahr ca. 150.000 künstliche Hüftgelenke und Kniegelenk implantiert werden, werden „nur knapp über 1000“ künstliche Sprunggelenke eingebaut.
Folgende Gründe können diesen enormen Unterschied erklären:
Eine Arthrose des Hüft- oder Kniegelenks ist häufig. Ca. 80% der 80jährigen leiden unter einer fortgeschrittenen Arthrose von Hüft- oder Kniegelenk.
Eine Arthrose des Sprunggelenks ist sehr selten. Arthrosen des Sprunggelenks sind meistens Folge eines gebrochenen Sprunggelenks (sekundäre Arthrose nach Sprunggelenkfraktur).
Eine operative Versteifung des oberen Sprunggelenks (Arthrodese) ist eine veritable Alternative zur Versorgung mit einem künstlichen Sprunggelenk. In Deutschland werden jedes Jahr ca. 3mal so viele operative Versteifungen wie endoprothetische Versorgung des oberen Sprunggelenks durchgeführt. (3-4 Tsd. Arthrodesen versus ca. 1000 OSG Endoprothesen). Eine operative Versteifung eines Hüft- oder Kniegelenks ist zwar möglich, wird jedoch aufgrund des äußerst schlechten funktionellen Ergebnisses nur in extremen Ausnahmesituationen durchgeführt.
Wann ist die Implantation eines künstlichen Sprunggelenks empfehlenswert?
Der Einbau eines künstlichen Sprunggelenks sollte bei einer fortgeschrittenen Arthrose des Sprunggelenks mit entsprechenden Beschwerden und funktionellen Einschränkungen in Erwägung gezogen werden. Vor einer derartigen Operation sollten alle Behandlungsalternativen sorgfältig in Erwägung gezogen werden.
Es ist bekannt, dass eine fortgeschrittene Arthrose des Sprunggelenks zu stärkeren Schmerzen und einer gravierenden funktionellen Einschränkung.
Welche Alternativen bestehen zum künstlichen Sprunggelenk?
Folgenden Behandlungsalternativen kommen bei einer fortgeschrittenen Arthrose des oberen Sprunggelenks in Betracht.
- Eine konservative Behandlung
- Eine operative Korrektur einer eventuell vorhandenen Fehlstellung mit Erhalt des Gelenk.
- Eine Versteifung des oberen Sprunggelenks (OSG-Arthrodese)
- Ein künstlicher Gelenkersatz (OSG-Endoprothese = OSG-TEP)
Fortgeschrittene Arthrose des oberen Sprunggelenks, erkennbar an der Höhenminderung des „radiologischen Gelenkspalts“
Seitliche Ansicht
Nicht alle der genannten Optionen sind in jedem Fall geeignet. So ist z.B. eine operative Korrektur einer Achsfehlstellung nur möglich, wenn wirklich eine Achsfehlstellung vorliegt. Die Details der verschiedenen Optionen sollen jeweils in einem eigenen Beitrag diskutiert werden.
- Beitrag OSG-Arthrodese (Arthrodese OSG)
- OSG-Arthrose / konservative Therapie
- OSG-Umstellungsosteotomie
Welche verschiedenen Typen eines künstlichen Sprunggelenks gibt es?
Künstliche Sprunggelenke sind schon seit vielen Jahrzehnten verfügbar. Der Erfolg eines künstlichen Gelenks wird im Allgemeinen anhand der Belastbarkeit des Sprunggelenkes, des eventuell verbleibenden Restbeschwerden (Rest-Schmerzen) und der Haltbarkeit des künstlichen Gelenks gemessen. Eine wesentliche Verbesserung der Haltbarkeit (=Standzeiten des künstlichen Gelenks) ist in den letzten Jahren durch die Einführung sogenannter 3-Komponenten Prothesen erreicht worden.
Hintegra OSG-TEP. Zementfrei implantierbares künstliches Sprunggelenk
Sicht von vorne auf das ersetzte Sprunggelenk
Röntgenbild nach Einbau eines künstlichen Sprunggelenks (Hintegra)
Bei einer modernen 3-Komponenten-Prothese wird die Unterfläche des Schienbeins (Tibia) durch ein metallisches Implantat ersetzt und die Oberfläche des Sprungbeins (Talus) durch ein metallisches Implantat ähnlich einer Überkronung überzogen. Als Puffer wird zwischen beiden Metallteilen ein Gleitelement als Polyethylen (PE Inlay) eingefügt. Das Inlay aus Polyethylen verhindert das die Metallteile direkt miteinander in Kontakt treten, was zu einem erheblichen metallischen Abrieb führen würde. Das Design der verschiedenen auf dem Markt verfügbaren Prothesen ist zu einem gewissen Grade unterschiedlich, jedoch insgesamt bei allen 3-Komponenten-Prothese so vergleichbar, die die verschieden Modelle für den Laien nicht auseinander zu halten sind.
Sämtliche Komponenten sind in verschiedenen Größen verfügbar und der individuellen Patientengröße des Sprunggelenks Rechnung tragen zu können.
Die Komponenten werden meistens zementfrei verankert, d.h. nicht mit Knochenzement (Polymethylmethacrylat) fixiert, sondern wachsen mit dem Knochen zusammen. Zur verbesserten knöchernen Integration sind einige Prothese auf dem Knochen zugewandten Seite mit einer dem Knochen ähnlichen Oberfläche beschichtet (Hydroxylapatit oder HA-Beschichtung), was die knöcherne Integration der metallischen Komponenten steigern soll. Die dem Kunststoffgleitkern zugewandt Oberfläche ist möglichst glatt, damit der Abrieb zwischen Metall und Kunststoff so gering wie möglich ist.
Operative Behandlung
Die Implantation eines künstlichen Sprunggelenks erfolgt über einen Hautschnitt auf der Vorderseite des Sprunggelenks. Die Sehnen, Blutgefäße und Nerven werden vorsichtig zur Seite gehalten. Das obere Sprunggelenk wird von vorne eröffnet und inspiziert. Die Verankerungsflächen der Prothesenkomponenten werden durch möglichst sparsame Resektion der noch vorhandenen Gelenkfläche passgenau zubereitet. Die Lage und die Funktion des künstlichen Gelenks werden intraoperativ überprüft und simuliert. Nach Einsetzen der definitiven Prothese wird das Sprunggelenk wieder verschlossen und der Fuß in einem Verband / Softcast ruhiggestellt.
Nachbehandlung nach OP
Nach wenigen Tagen ist, bei gesicherter Wundheilung bereits eine Belastung des Sprunggelenks bzw. des Fußes in einer Unterschenkel-Orthese (z.B. Vacoped-Orthese) möglich. Das Sprunggelenk kann unter krankengymnastischer Anleitung bewegt und beübt werden. Nach ca. 6 Wochen erfolgt eine Röntgenkontrolle. Bei regelhaftem Verlauf ist danach eine normale Belastung des Fußes / Sprunggelenks ohne Orthese möglich.
Nachsorge
Kein künstliches Gelenk hält ewig! Eine Lockerung eines künstlichen Gelenks ist somit immer eine Frage der Zeit! Da die metallischen Komponenten immer härter als der menschliche Knochen sind, geht eine Lockerung immer mit einem mehr oder weniger ausgeprägtem Verlust an Knochen einher d.h. die Lockerung erfolgt immer auf Kosten des Knochens. Aus diesem Grunde sollte künstliche Sprunggelenke regelmäßig kontrolliert werden. Röntgenkontrolle alle 1-2 Jahre sind durchaus üblich, wobei das Intervall bis zur ersten Kontrolluntersuchung länger bei Beschwerdefreiheit des Patienten länger ausfallen kann (bis zu 5 Jahre).
Achtung: Art und Intervalle zwischen den erforderlichen Verlaufskontrolle müssen individuell angepasst werden, die hier genannten Zeiten sind allenfalls grobe Richtwerte!
Prognose
Die Lebensdauer eines künstlichen Sprunggelenks liegt im Durchschnitt deutlichen unter der heute üblichen Lebensdauer von künstlichen Hüft- oder Kniegelenken. Während im Bereich von Hüfte und Knie durchaus „Standzeiten“ von 15-20 Jahren möglich sind liegt die Haltbarkeit von künstlichen Sprunggelenken deutlich unter diesen Werten. Statistisch ist davon auszugehen, dass nach 10 Jahren maximal 70-80% der implantierten Prothesen noch in situ sind, d.h. 20-30% bereits wieder ausgebaut oder ausgetauscht wurden. Lockert sich ein künstliches Sprunggelenk ist entweder ein (Teil)Wechsel in Erwägung zu ziehen oder der Ausbau des künstlichen Gelenks und die Umwandlung in eine Versteifung (Arthrodese).
Fazit
Bei fortgeschrittener Arthrose des oberen Sprunggelenks bestehen mehrere Behandlungsoptionen. U.a. ist die Versorgung mit einem künstlichen Gelenk möglich. Obwohl die Ergebnisse mit modernen künstlichen Gelenken vielversprechend sind, liegen die „Standzeiten“ immer noch deutlich unter den Werten, die wir bei künstlichen Hüftgelenken oder künstlichen Kniegelenken erwarten. Alternativ zur Versorgung mit einem künstlichen Gelenk ist eine Versteifung (Arthrodese) oder in ausgesuchten Fällen eine achskorrigierende Operation möglich. Welches Verfahren zu Anwendung kommen sollte, muss anhand individueller Faktoren entschieden werden.
Literatur
- Nunley JA, Caputo AM, Easley ME, Cook C. Intermediate to long-term outcomes of the STAR Total Ankle Replacement: the patient perspective. J Bone Joint Surg Am 2012;94:43-48.
- Brunner S, Barg A, Knupp M, Zwicky L, Kapron AL, Valderrabano V, Hintermann B. The Scandinavian total ankle replacement: long-term, eleven to fifteen-year, survivorship analysis of the prosthesis in seventy-two consecutive patients. J Bone Joint Surg Am 2013;95:711-718.
- Daniels TR, Mayich DJ, Penner MJ. Intermediate to Long-Term Outcomes of Total Ankle Replacement with the Scandinavian Total Ankle Replacement (STAR), 2015: 895-903.
- Lee GW, Wang SH, Lee KB. Comparison of Intermediate to Long-Term Outcomes of Total Ankle Arthroplasty in Ankles with Preoperative Varus, Valgus, and Neutral Alignment. J Bone Joint Surg Am 2018;100:835-842.
- Lefrancois T, Younger A, Wing K, Penner MJ, Dryden P, Wong H, Daniels T, et al. A Prospective Study of Four Total Ankle Arthroplasty Implants by Non-Designer Investigators. J Bone Joint Surg Am 2017;99:342-348.
- Onggo JR, Nambiar M, Phan K, Hickey B, Galvin M, Bedi H. Outcome after total ankle arthroplasty with a minimum of five years follow-up: a systematic review and meta-analysis. Foot and Ankle Surgery 2019.
Das könnte Sie auch interesieren
Öffnungszeiten
Täglich: 9:00 – 10:30 Uhr &
14:00 – 16:00 Uhr
Desweiteren auch nach Vereinbarung.
OGAM – Orthopädie
Alter Markt 9 – 13
42275 Wuppertal
Telefon: 0202/26 56 8-0
Fax: 0202/26 56 8-88
Mail: info@ogam.de