Kindlicher Knick-Senkfuß
Für die schnellen Leser – Auf einen Blick
Der kindliche Knick-Senkfuß ist die häufigste Fehlstellung des Fußes. In den meisten Fällen handelt es sich um eine harmlose Abweichung, die nicht behandelt werden muss. Eine genauere Untersuchung ist erforderlich bei vollständig fehlender Fußwölbung jenseits des 5. LJ, Schmerzen oder einer Einschränkung der Beweglichkeit. Bei ausgeprägtem Knick-Senkfuß ist in seltenen Fällen eine operative Arthrorise mit Wachstumslenkung des Fußes im Alter von 9-12 Jahren empfehlenswert.
Was versteht man unter einem kindlichen Knick-Senkfuß
Der flexible kindliche Knick-Senkfuß ist die häufigste Fehlstellung des Fußes. Wie der Name schon sagt, bestehet das Problem aus 2 Komponenten:
- dem Knickfuß und
- dem Senkfuß
Bedauerlicherweise sind beide Begriffe nur „unscharf“ definiert. Die normale Achse der Ferse weicht bei Aufsicht von hinten gegenüber der Längsachse durch den Unterschenkel um ca. 7° ab (physiologischer Knickfuß). Ist der Knick größer, also mehr als 7° liegt per Definition ein Knickfuß vor. Unklar ist, aber wann der Knickfuß als krankhaft einzustufen ist.
Ähnlich verhält es sich beim Senkfuß. Der normale gesunde Fuß hat bei Ansicht von der Innenseite eine Wölbung. Ist diese Wölbung abgeflacht, spricht man vom Senkfuß. Die Wölbung kann im Röntgenbild gemessen werden. Hier sind Normalwerte definiert. Auch beim Senkfuß ist nicht sicher, ab wann eine Minderung der Wölbung wirklich als krank zu bezeichnen ist. Ist die Wölbung komplett verloren gegangen oder haben sich bereits schmerzhafte Schwielen auf der Innenseite der Fußsohle gebildet, ist das sich pathologisch und sollte behandelt werden.
Hinsichtlich der Abgrenzung welches Ausmaß an Knick-Senkfuß noch normal und welches behandlungsbedürftig ist, muss zusätzliche das Alter des Kindes berücksichtigt werden.
Rote Pfeile zeigen die normale Wachstumsrichtung der Knochen des Fußes. Durch die Richtung des Wachstums resultiert eine zunehmende Entwicklung der Höhe des Fußes
Vollständiger Verlust der Fußwölbung innen
Ausgeprägter Knick-Fuß. Fersenachse weicht auf der linken Seite ab (rote Linien), normaler leichte Abweichung der Fersenachse auf der rechten Seite (grüne Linien)
Wie entsteht ein kindlicher Knick-Senkfuß
Die Statik des kindlichen Fußes ist immer in Zusammenhang mit dem Lebensalter des Kindes zu bewerten. Bei der Geburt ist der Fuß im Wesentlichen ein Greiforgan, was erst im Laufe des Wachstums zum Standorgan wird. Mit dem Wachstum und der Entwicklung des Fußes entsteht die Fußwölbung erst. So ist es vollkommen normal, wenn ein 3 jähriges Kind noch keine erkennbare Fußwölbung hat. Der Fuß hat in diesem Alter noch ein sehr ausgeprägtes Fettposter, welches mit den Jahren zurückgeht und die Wölbung des Fußes freilegt. Auch führt die Wachstumsrichtung der Knochen des Fußes zur Entwicklung der Fußwölbung.
Aufgrund dieser Entwicklung ist eine Einlagenversorgung vor dem 5. Lebensjahr nicht erforderlich.
Welche Formen / Typen müssen unterschieden werden
In einigen Sonderfällen ist eine sorgfältige Untersuchung des Fußes erforderlich:
- Ein Fuß bei einem mehr als 5 Jahre alten Kind, vollständig ohne Fußwölbung
- Wenn schmerzhafte Schwielen im Bereich der Fußsohle entstehen.
- Ein Knick-Senkfuß bei neuromotorischer Grunderkrankung (Spastik und ähnliches)
- Ein schmerzhafter Fuß
- Ein Fuß mit deutlicher Bewegungseinschränkung des unteren Sprunggelenks
- Bei Spastik der Peronealsehnen
Wie vermeidet man die Entstehung eines Knick-Senkfußes
Leider gibt es keine gesicherten Erkenntnisse wie die normale Entwicklung des Fußes befördert und die Entstehung eines Knick-Senkfußes verhindert werden kann.
Es ist allgemein akzeptiert, dass barfußlaufen auf Naturboden zu einer Stimulation der Fußmuskulatur führt und dadurch die Entwicklung des Fußes fördert.
Konservative Behandlung
Die Behandlung eines schmerzfreien beweglichen kindlichen Knick-Senkfußes durch Einlage wird heute sehr kritisch diskutiert. Nach aktueller Leitlinie ist eine Einlagenversorgung bei einem sonst gesunden Kind nicht erforderlich.
Operative Behandlung
Während die Wirksamkeit einer Einlagenbehandlung nicht belegt ist, gibt es zahlreiche Belege, dass die Entwicklung der Fußwölbung durch eine Arthrorise erreicht werden kann.
Unter einer Arthrorise versteht man die Beschränkung der Gelenkbeweglichkeit in eine Bewegungsrichtung. Beim Knick-Senkfuß wird die Eversionsbewegung des Subtalargelenk (Bewegung in den Plattfuß) durch ein Implantat / eine Schraube im Sinus tarsi abgestoppt.
Es handelt sich um eine wenig invasive Operation, die typischerweise im Alter zwischen 9 und 12 Jahren durchgeführt wird. Der Fuß kann nach der Operation sofort belastet werden, weshalb beidseitig simultane Eingriffe heute üblich sind. Die Schraube / das Implantat werden typischerweise nach Wachstumsabschluss (ca. 16- 18 LJ) wieder entfernt. Das Fußgewölbe hat sich bis dahin hinreichend stabilisiert, so dass das Korrekturergebnis auch nach Entfernen der Schraube / des Implantats bestehen bleibt.
Deutlicher Knick-Senkfuß. Längsachse durch Talus und Längsachse durch erstes Metatarsale sind nicht in einer Fluchtlinie
Korrektur durch einen Sinus tarsi Spacer
Deutlicher Knick-Senkfuß. Längsachse durch Talus und Längsachse durch erstes Metatarsale sind nicht in einer Fluchtlinie
Korrektur durch eine Schraube im vorderen Kalkaneusabschnitt
Fazit
Der kindliche Knick-Senkfuß ist die häufigste Fehlstellung des Fußes. In den meisten Fällen handelt es sich um eine harmlose Abweichung, die nicht behandelt werden muss. Eine genauere Untersuchung ist erforderlich bei vollständig fehlender Fußwölbung jenseits des 5. LJ, Schmerzen oder einer Einschränkung der Beweglichkeit. Bei ausgeprägtem Knick-Senkfuß ist in seltenen Fällen eine operative Arthrorise mit Wachstumslenkung des Fußes im Alter von 9-12 Jahren empfehlenswert.
Das könnte Sie auch interesieren
Öffnungszeiten
Täglich: 9:00 – 10:30 Uhr &
14:00 – 16:00 Uhr
Desweiteren auch nach Vereinbarung.
OGAM – Orthopädie
Alter Markt 9 – 13
42275 Wuppertal
Telefon: 0202/26 56 8-0
Fax: 0202/26 56 8-88
Mail: info@ogam.de