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Knochenentnahme vom Beckenkamm
Knochenentnahme vom Beckenkamm
Was versteht man unter Knochenentnahme vom Beckenkamm?
Im Rahmen komplexer operativer Korrekturen von Fuß und Sprunggelenk wird gelegentlich Knochen zur Auffüllung von Defekten oder zur Verbesserung der Knochenheilung eingesetzt bzw. angelagert.
Typische Beispiele sind:
- Eine Interpositionsarthrodese des Großzehengrundgelenks als Rekonstruktion nach einer vorausgegangenen Keller-Brandes Operation
- Eine Interpositionsarthrodese des unteren Sprunggelenks nach fehlverheiltem Fersenbeinbruch
- Anlagerung von Spongiosa bei der Behandlung einer Pseudarthrose (= Falschgelenk nach fehlerhafter Knochenheilung)
In den genannten Situationen empfiehlt es sich beim Patienten Knochen vom Beckenkamm zu nehmen und im Bereich des Fußes wieder einzusetzen.
Vorteile sind:
- Es handelt sich um körpereigenen Knochen, die biologische Verträglichkeit ist sehr gut.
- Es besteht kein Risiko einer Übertragung von Krankheiten.
- Der Beckenkamm ist ein großes Reservoir, die Stabilität von Becken und Hüfte sind nicht gefährdet.
Das entnommene Knochenstück ist relativ klein im Vergleich zum gesamten Beckenkamm. Die Stabilität des Beckens oder der Hüfte sind deshalb nicht beeinträchtig.
Künstliches Skelett. In Blau die Entnahmestelle am rechten Beckenkamm
Künstliches Skelett. In Blau die Entnahmestelle am rechten Beckenkamm. Man beachte die Relation zwischen Größe der Beckenschaufen und „daumenendgliedgroße“ Knochenspan
Einfügen eines Beckenkammspans in die Versteifung des Großzehengrundgelenks
Operationstechnik
Es wird ein ca. 2-5 cm langer Hautschnitt über dem vorderen Beckenkamm gemacht. Die Muskulatur wird soweit erforderlich vom Beckenkamm abgeschoben werden. Danach kann der erforderliche Knochen mit einer oszillierenden Säge entnommen werden. Die Muskulatur und die Haut werden wieder zusammengenäht.
Vom Beckenkamm kann ein Knochenblock oder auch „nur“ Spongiosa entnommen werden. Zur Entnahme von Spongiosa wird ein Deckel vom Beckenkamm abgehoben, so dass dann aus dem Inneren der Beckenschaufel Spongiosa (Geflechtknochen) gewonnen werden kann. Abschließend wird der Deckel wieder aufgelegt und mir der Muskulatur fixiert. Der Decke wächst wieder an, die Lücke im Inneren der Beckenschaufel wächst mit Knochen zu, der vom Körper nachgebildet wird.
Nachbehandlung
Eine spezielle Nachbehandlung ist nicht erforderlich. Nach 14 Tage werden die Hautfäden gezogen / entfernt. Die Belastbarkeit des Beckens oder der Beine ist durch die Knochenentnahme nicht gemindert!
Was kann man regelhaft nach einer Knochenentnahme vom Beckenkamm erwarten?
Hautschnitt 6 Wochen nach Entnahme eines Knochenblocks vom linken Beckenkamm. Patientin kann den Fuß / das Bein schmerzfrei voll belasten
In jedem Fall verbleibt eine Hautnarbe, die allerdings nur äußerst selten als störend empfunden wird. Wird ein Knochenblock / Knochenspan entnommen ist nach der Heilung meistens eine kleine Lücke im Beckenkamm tastbar. Selbst diese Lücke wird in der Regel nicht als störend empfunden, zumal sie von außen nicht zu sehen ist, sondern nur getastet werden kann.
Direkt nach der Operation bildet sich häufig ein relativ großer Bluterguss aus, der fast immer spontan abheilt.
Risiken / Komplikationen
In extremen Fällen (große Entnahme) ist im Prinzip ein Abriss des vorderen Anteils des Beckenkamms denkbar / möglich. Bitte bedenken Sie, dass zur Rekonstruktion großer Defekt an Wirbelsäule oder Oberschenkel oder Hüfte ebenfalls Knochen vom Beckenkamm entnommen wird. Die benötigten Mengen sind dann erheblich größer als in der Fußchirurgie. Berichte über einer Schädigung des Beckens/ Beckenkamm sind fast immer Folge einer sehr ausgedehnten Entnahme, wie in der Fußchirurgie fast nie erforderlich.
Selten kommt es Problemen durch einen sehr ausgedehnten Bluterguss.
Ansonsten sie wie nach allen Operationen Wundheilungsstörungen möglich.
Achtung: Diese Ausführungen können in keinem Fall das detailliert Aufklärungsgespräch mit ihrem Arzt vor der Operation ersetzen!
Fazit
Sind bei einer operativen Rekonstruktion des Knochens Defekte aufzufüllen, ist dies durch Anlagerung von Knochen, der vom Beckenkamm entnommen wird gut möglich. Dabei ist sowohl die Gewinnung großer Mengen von Geflechtknochen (Spongiosa) möglich als auch die Entnahme eines Knochenblocks. Negative Auswirkungen für die Stabilität und Belastbarkeit von Becken, Hüftgelenk und Bein sind nicht zu erwarten, bzw. auf Einzelfallberichte nach extremer Entnahme großer Mengen / Blöcke beschrieben.
Unmittelbar nach der Operation ist mit einem Bluterguss zu rechnen, der vom Körper resorbiert wird.
In Regelfall verbleibt eine kleine Narbe auf dem Beckenkamm, die entstandene Lücke ist tastbar. Beides wird nur sehr selten als störend empfunden.
Die Entnahme von Beckenkammknochen ist ein komplikationsarmes Verfahren zur Gewinnung von Ersatzknochen zur Defektauffüllung im Bereich von Fuß und Sprunggelenk (und anderen Knochendefekten).
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