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Schwellneigung des Fußes nach OP
Schwellneigung des Fußes nach OP
Für die schnellen Leser – Auf einen Blick
Nach einer Operation von Fuß und Sprunggelenk kommt es regelhaft zu einer Schwellung des Fußes und des Beins. In aller Regel ist der Fuß als unterstes Körperteil am stärksten betroffen. Die Schwellung betrifft meist das gesamte Bein, nimmt nach oben hin jedoch ab d.h. die Schwellung des Fußes ist stärker als die Schwellung des Unterschenkel und diese ist ausgeprägter als die Schwellung des Oberschenkels.
Gründe für die Schwellung des operierten Fußes
Wadenpumpe
Nach einer Operation schüttet der Körper im Gewebe im Rahmen der normalen Geweberegeneration „Entzündungsstoffe“ aus. Dies führt u.a. zu einem vermehrten Austritt von Wasser aus den Blutgefäßen in das Gewebe. Weiterhin ist der frisch operierte Fuß aufgrund der postoperativen Schmerzen nur vermindert belastbar. Die sog. Wadenpumpe ist deshalb vermindert aktiv, was zu einem Rückstauch von Blut im Unterschenkel und Fuß führt
Unter der Wadenpumpe wird das komplexe Zusammenspiel zwischen Muskulatur und Venensystem des Unterschenkels verstanden. Der Rückstrom des Blutes aus dem Bein zum Herzen wird durch die Venen des Unterschenkels gleitet. Diese Venen haben ein Klappensystem, so dass das Blut nur in eine Richtung, zum Herzen hin, fließen kann. Werden die Venen durch den umliegenden Wadenmuskel komprimiert, wird das Blut in den Venen zum Herzen gedrückt. Bei Entspannung des Muskels sorgen die Venenklappen dafür, dass das Blut nicht wieder in die falsche Richtung zurückfließt.
Ergo: Sowohl der postoperative Reizzustand des Gewebes als auch die verminderte Belastung / Aktivität der Wadenpumpe begünstigen eine Schwellung des Unterschenkels und Fußes.
Wie kann man als Patient die Schwellung des Fußes reduzieren?
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, einer Schwellneigung entgegenzuwirken:
Hochlagern
Wird der Fuße über Herzhöhe gelagert, fliegt das Blut der Schwerkraft folgend zum Herzen. Der Druck auf dem Gewebe nimmt ab, es verlagert sich Gewebswasser aus dem geschwollenen Gewebe in die venöse Blutbahn und damit Schwellung nimmt ab.
Patienten sollten deshalb nach einer Operation des Fußes, den Fuß mehrfach täglich für 20-30 Minuten über Herzhöhe lagern.
Fuß ist unterstes Körperteil. Schwellung nimmt in dieser Haltung zu
Fuß auf Hocker hock gelagert, gut, aber nicht optimal
Ideal: Fuß über Herzhöhe gelagert, maximal abschwellender Effekt
Kompressionsstrumpf
Eine externe Kompression kann ebenfalls die Schwellung von Unterschenkel und Fuß reduzieren.
Achtung: Nach einer Hallux-valgus-Operation sollte die Großzehe nicht wieder durch den Strumpf in die Fehlstellung gedrückt werden. Dies ist unbedingt zu vermeiden!
Prinzipiell wird in Oberschenkelkompressionsstrümpfe, Unterschenkelkompressionsstrümpfe und Kompressionssocken unterschieden. Je höher der Strumpf, desto wirksam aber auch desto unbequemer. Oft macht es Sinn hier einen Kompromiss einzugehen. Ein Oberschenkelkompressionsstrumpf, der am Ende so unbequem ist, dass es nicht getragen wird hilft weniger als ein Unterschenkelkompressionsstrumpf, der konsequent benutzt wird.
Wir empfehlen in der Regel einen Unterschenkelkompressionsstrumpf als Kompromiss zwischen Wirksamkeit und Tragekomfort.
Kälte- / Eisanwendung
Die Anwendung von Kälte / Eis ist bei der Akutversorgung von Sportverletzungen etabliert. Durch die Kälte kommt es zu einer Verengung der Blutgefäße, dadurch zu weniger Austritt von Gewebswasser in der verletzte Gewebe und so zu weniger Schwellung.
Nach elektiven Operationen wird die Anwendung von Eis und Kälte sehr kontrovers diskutiert, weshalb hier keine generelle Empfehlung dafür oder dagegen ausgesprochen werden kann. Die Höchste Wirksamkeit der Eis- / Kälteanwendung wäre direkt nach der Opertion (vergleichbar dem Sportunfall) oft ist der Fuß in einem dicken Verband so abgeschirmt, dass die Kälte nicht bis zum Fuß vordringen kann. Außerdem ist Vorsichtig geboten, wenn der Fuß durch eine Betäubung noch gefühlslos ist. Hier besteht die Gefahr von Verbrennungen durch Übermäßige Kälteanwendung bei fehlenden Schutzreflexen.
Einige Tage nach der Operation ist eine Eis- / Kälteanwendung prinzipiell möglich. Der Nutzen ist allerdings nicht sicher belegt bzw. umstritten. Hier trotzdem einige Tipps zur Kälte/ Eisanwendung:
- Füllen sie eine Tüte (z.B. Gefrierbeutel) mit Eiswürfeln aus dem Eisfach.
- Die Tüte in ein Leinentuch (z.B. Geschirrtuch) einschlagen und dann für 10-20 Minuten auflegen.
Welche Behandlungen sind möglich?
Manuelle Lymphdrainage des Fußes
Lymphdrainage
Durch eine Manuelle Lymphdrainge werden die Lymphabflussbahnen „frei gemacht“, so dass das Gewebswasser abfließen kann. Ein Teil des Gewebewassers wird über das Lymphsystem zu Herzen transportiert. Ist dieser Lymphabfluss reduziert, resultiert eine Schwellung des Fußes des Beins. Durch eine besondere Form der „Massage“ kann der Lymphabfluss normalisiert und verbessert werden. Eine manuelle Lymphdrainge kann ärztlich verordnet werden. In den meisten Publikationen zu Operationstechniken des Fußes wird nach der Operation eine Verordnung von 3-6 Einheiten Lymphdrainage empfohlen.
Kompressionstherapie
Alternativ zur manuelle Lymphdrainge etabliert sich zunehmend eine maschinelle Kompressionstherapie, die der Patient als Heimanwendung mehrfach täglich selber durchführen kann.
Stellvertretend soll hier auf das Vadoplex-System der Firma OPED eingegangen werden.
Vadoplex
Vadoplex
Das Vadoplex-Kompressionssystem übt intervallartig Druck auf den Fuß und insbesondere die Fußsohle aus. Dadurch wird das Venensystem des Fußes „leer gedrückt“, der Blut und Lymphabfluss in den Unterschenkel und von dort bis zum Herzen gefördert.
Ein wesentlicher Vorteil gegenüber einer manuelle Anwendung ist, dass der Patient die Kompressionstherapie mehrfach täglich zuhause durchführen kann. Das Gerät wird von der Firma OPED leihweise einige Wochen nach Maßgabe der ärztlichen Verordnung zur Verfügung gestellt. Kosten fallen für die Krankenkasse, nicht jedoch für den Patienten an.
Eine typische Anwendungsdauer beträgt 4-6 Wochen nach OP.
Siehe auch Artikel / Beitrag Vadoplex.
Kälteanwendungen
Aircast CryCuff
Eine maschinelle Kälteapplikation ist z.B. durch den Aircast CryCuff möglich.
Die Kosten für die Behandlung müssen z.Z. vom Patienten selbst übernommen werden.
Dauer postoperative Schwellneigung
Mehrmonatige Schwellneigungen des Fußes sind nach operativen Fußeingriffen nicht ungewöhnlich. Art und Umfang des Eingriffs, Vorerkrankungen und Alter des Patienten sind Faktoren, die die Dauer der Schwellneigung wesentlich beeinflussen.
Als Faustregel wird häufig angegeben: Pro Lebensjahrzehnt Alter des Patienten ist mit einem Monat Schwellneigung zu rechnen.
D.h. bei einem 50-jährigen Patienten ist mit 5 Monaten Schwellneigung zu rechnen, bei einem 70 jährigen Patienten mit 7 Monaten Schwellneigung!
Komplikationen
Thrombose
Bei einer Thrombose kommt es zur Bildung eines Blutgerinnsels im Blutgefäß. Es handelt sich um eine seltene aber gefährliche Komplikation nach einem operativen Eingriff.
Eine Thrombose sollte deshalb unbedingt vermieden werden, tritt sie dennoch auf muss sie unverzüglich konsequent behandelt werden.
Eine Thrombose macht sich meistens durch eine plötzlich einsetzende schmerzhafte Schwellung der Wade bemerkbar.
Ein wirksamer Schutz gegen eine Thrombose besteht in einer medikamentösen Prophylaxe. Nach Operationen von Fuß und Sprunggelenk kommt bei den meisten Patient ein sog. „niedermolekuläres Heparin“ in Form von täglichen Spritzen unter die Haut (subkutan) zum Einsatz.
Nach Operationen des Fußes ist eine medikamentöse Thromboseprophylaxe Pflicht, wenn:
- Der Fuß weniger als 20 kg belastet wird / werden darf.
- Das Sprunggelenk in seiner Beweglichkeit unter 20° eingeschränkt ist.
Ist das Sprunggelenk nicht in seiner Beweglichkeit eingeschränkt und darf der Fuß prinzipiell voll belastet werden hat sich eine medikamentöse Thromboseprohylaxe für die Dauer von 10 Tagen bewährt.
Fazit
Eine Schwellneigung des Fußes ist ein von den Patienten häufig beklagtes Problem nach einer Operation von Sprunggelenk und Fuß. Trotz konsequenter abschwellender Therapie sind Schwellneigungen für Monate keine Seltenheit und selbst bei einem regelhaften postoperativen Heilungsverlauf zu erwarten. Regelmäßiges Hochlagern des operierten Fußes und eine externe Kompression vermindert die Schwellung des Fußes und können vom Patienten in Eigenregie durchgeführt werden.
Kommt zu einer plötzlich einsetzenden massiven und schmerzhaften Schwellung der Wade muss eine Thrombose als Ursache ausgeschlossen werden, weshalb sich Patienten dann umgehend in ärztliche Behandlung begeben sollten.
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